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Wie wird man Designstratege?

Die Basis habe ich mit meinem Automobildesign-Studium am Art Center College of Design (ACCD) in Vevey in der Schweiz und am College for Creative Studies (CCS) in Detroit gelegt. Mein erster Job führte mich danach als Exterieur- und Interieur Designer zum Mercedes / SMH Joint- Venture MCC, aus dem später die Pionier-Automarke Smart entstanden ist.

Reicht ein Studium, um seine Ideen in der Praxis umsetzen zu können?

Automobildesigner sind per se holistische Designer, da jedes Auto eine Ansammlung von gestalterischen Herausforderungen vereint: Exterieur- und Interieur Design, Farb- und Material Design sowie Produktgrafik. Hinzu kommen Aerodynamik, die Arbeit im Windkanal, und Ergonomie. Außerdem muss jedes Konzept in die Produktfamilie eingebettet und die Historie mit der Gesamtästhetik abgestimmt sein. Durch die im Vergleich zu anderen Warengruppen enorm hohen Entwicklungsbudgets sind Designentscheidungen mit einer großen Verantwortung verbunden. Auch die Nachhaltigkeit der Ästhetik reicht an die in der Architektur heran. Jede Linie und jeder Radius wird für Jahrzehnte Teil des Straßenbilds sein.

Wie unterscheidet sich Deine Expertise?

Durch die Summe der Teilaufgaben. Aufgrund der für einen Automobilhersteller überschaubaren Größe des Joint-Ventures und der damit verbundenen engen Zusammenarbeit der Geschäftsbereiche bei Smart, hatte ich früh die Gelegenheit zur Zusammenarbeit mit angrenzenden, sich gegenseitig beeinflussenden und für die Gesamtheit der Produktentwicklung

relevanten Abteilungen. Ein Beispiel ist die Projektleitung für den Smart Limited/1. Damit habe ich eine „GuerillaAufgabe“ außerhalb der bestehenden Hierarchien übernommen, bei der eine limitierte Serie von City Coupés mit einer Reihe von Sonderumfängen ausgestattet, zur Markteinführung verfügbar sein sollte. Das Marketing hatte den Bedarf erkannt, ein mondäneres Image über eine anspruchsvolle Farb- und Materialkonzeption zu erreichen, die mit der Buntheit der zur Markteinführung zur Verfügung stehenden Optionen nicht erreicht werden konnte. Meine Aufgabe lag darin, kurz vor dem Markeintritt die Möglichkeiten von Entwicklung und Produktion mit den Wünschen aus dem Marketing abzugleichen. Das war im Hinblick auf Automobilbau und Projekt Management insgesamt ausgesprochen lehrreich und eine Gelegenheit, die man bei einem renommierten Hersteller erst nach deutlich mehr Berufserfahrung erhalten hätte.

Nach der Markteinführung kam der Merger des Mutterkonzerns mit Chrysler, der dem Portfolio weitere, auch jugendlichere Marken hinzugefügt hat. Meine Aufgabe wurde es, aus Sicht des Designbereichs die Produkt- und Markenwerte von Smart zu erfassen, in eine „Design DNA“ zu formatieren und gegenüber Mercedes und Chrysler abzugleichen. Das war im nach hinein sicherlich der Moment, in dem sich mein Interesse mehr auf strategisches Arbeiten als auf die Arbeit am Skizzenblock und am Modell verlagert hat. Mit den Ergebnissen dieser Arbeit wurde ich zum Vertreter der Designabteilung in diversen Abstimmungsgremien und Arbeitsgruppen für Sonderserien, Messefahrzeuge, Lifecycle Management Teams und Produktkommissionen, Task Forces sowie der PR-Repräsentant des Designbereichs und Vertreter des R&D Geschäftsführers.

Was kam nach der Automobilindustrie?

Kreativ-Projekte in unterschiedlichen Branchen und Disziplinen. Produkt-, Interior- und Kommunikationsdesign. Ebenso Trend,- Farb- und Material Konzeption. Ich war so offen, dass ich aus Neugier alles gemacht und immer mehr gelernt habe. So habe ich Interieur Design für Hilton Hotels, Farbstrategie für Nike Europe, Tischwaren für Tchibo, Flakon- und Verpackungsdesign für die Cosmopolitan Cosmetics ebenso entwickelt wie ein 3D Brand Design für Grey Goose. Zu meiner Arbeit gehören auch die Art Direktion digitaler und analoger Medien, wie zum Beispiel Programm- und App Oberflächen, Internetseiten, Geschäftsberichte, Geschäftsausstattungen, Unternehmenspräsentationen und Marketingliteratur. Damit habe ich meine Expertise in markenbezogenem Produkt-, Interior und Kommunikationsdesign sowie in interagierenden Kreativ-Strategien auf weitere Branchen ausgeweitet. Immer wieder berate ich auch Start-Ups dabei, ihre Projekte vollständiger in Bezug auf Produkt- und Markeninhalte, sowie attraktiver und verständlicher in der Kommunikation gegenüber Investoren zu gestalten.

Worin besteht Dein aktuelles Beratungsangebot?

Ich konzentriere mich auf interdisziplinäres Design Management. Das umfasst das Analysieren, Erfassen, Moderieren und Optimieren von ganzheitlichen und Geschäftsbereich-übergreifenden Kreativ/Produkt-Strategien sowie das Vermitteln und Abgleichen von kreativen Arbeitsbereichen.

Es geht um den Impact, die Gesamtheit und Geschwindigkeit, um sich verändernde Märkte und Produktanforderungen und um Kooperationen zwischen starken Marken und innovativen Herstellern. Der Gesamteindruck ist nur so gut wie sein schlechtestes Detail. Das klingt profan, aber in Bezug auf Design Strategie bedeutet es, dafür zu sorgen, dass im Rahmen einer vorhanden oder gemeinsam zu erarbeitenden Positionierung die Produktentwicklung, die Marken- und die Kommunikationsverantwortlichen dasselbe meinen und umsetzen. Als interne Aufgabe ist das nicht neu. Aus einer externen Beraterposition ist es allerdings noch nicht sehr verbreitet und aufgrund der Sensibilität bisher Unternehmensberatungen und Netzwerkagenturen vorbehalten.

Ein neugieriger Charakter und ein kreatives Wesen. Der Sinn für Produktqualität, welcher bei mir durch das Zusammenarbeiten mit den Mercedes Ingenieuren bei Smart geschult wurde sowie das Interesse für Kommunikation und Designprozesse in Verbindung mit 25 Jahren Produkt-, Design und Markenentwicklung und deren Interaktion bei der Gesamtästhetik.

Was qualifiziert Dich für diese Arbeit?

Wer sind Deine Kunden?

Unternehmer mit einem Bedarf für ganzheitliche Produkt- und Markenästhetik. Hersteller, die nicht generisch arbeiten, sondern mit eigener Identität und eigener Produktperformance am Markt sind oder an den Markt wollen. Außerdem berate ich auch Unternehmensberater, Agenturen und Start-Ups. Bei Letzteren ist die Aufgabe anders gelagert. Es geht nicht um Moderation, sondern darum noch fehlende Produkt- und Kommunikationsinhalte zu erkennen und beizusteuern.

Ein weiteres Kundensegment sind Kooperationen, in denen Kompetenzen einseitig oder gar nicht vertreten sind und ausgeglichen oder moderiert werden sollten, um eine tatsächliche gesamtheitliche Strategie aufzusetzen und zu implementieren.

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